Wie alles begann ...
Linnys Entstehungsgeschichte
Die magische Welt der Linny Witt basiert auf einer Geschichte, die mir meine Mutter vor dem Einschlafen erzählte, als ich ein Kind war. In der Originalversion meiner Mutter (erdacht in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts) besucht Linny nach ihrer magischen Hexentaufe ein Internat für Theurgische Zauberei (weiße Magie), Lunatik (Lehre von der Magie des Mondes; Luna = Mondin) und Traumreisen. Anfang der 80er Jahre hatte ich aus den Vorgaben meiner Mutter (, die zwar gut erzählen konnte, aber zum Schreiben keine Geduld aufbrachte) eine Kurzgeschichte erstellt, die ungefähr 120 Schreibmaschinenseiten umfaßte. Ich sandte die Erstfassung von Linny an einige Verlagshäuser, wobei ich anregte, aus der Kurzfassung eine Romanserie zu entwickeln. Leider bekam ich nur Absagen, teils ohne jede Begründung, teils mit dem Argument, eine einzelne Kurzgeschichte sei schlecht publizierbar (, was wohl auch stimmt) – oder mit der Begründung, es gäbe nicht genügend Leser für »magische« Themen. Wissen wir das heute nicht besser?! Meine Mutter äußerte seinerzeit die Vermutung, die Verlagslektoren hielten mich womöglich für zu jung (ich war gerade 14 geworden), um mich als Nachwuchsautorin ernstzunehmen.
Auf den »Harry-Potter-Boom« wurde ich Ende des Jahres 2000 aufmerksam. Miss Rowling schreibt mit sehr viel Liebe, was ihren HP-Romanen anzumerken ist. Sie bekam die Chance, der Magie in der Jugendliteratur zu einer nie dagewesenen Popularität zu verhelfen, und sie hat diese Chance genutzt. Dadurch hat sie vielen anderen Buch- und Drehbuchautoren den Weg geebnet.
Es freute mich einerseits, daß es doch eine Autorin geschafft hatte, eine Geschichte über eine magische Parallelwelt bei einem großen Verlagshaus unterzubringen und zu einem Welterfolg zu führen. In Deutschland wäre ihr das vermutlich nicht gelungen, jedenfalls nicht in den 80ern, man bedenke nur, daß ein Weltbestseller wie Der Herr der Ringe zehn Jahre brauchte, um in Deutschland einen Verlag zu finden!
Für mich bedeutete die starke Präsenz von Harry Potter mitsamt seiner Popularität, daß ich die Konzeption meiner Linny komplett würde abändern müssen, falls ich sie jemals veröffentlichen wollte; denn nun gab es ja auf dem Markt schon einen sehr bekannten Zauberlehrling und ein weltbekanntes Internat für Hexerei.
Und so entschied ich, meine Linny, die in der ursprünglichen Version den Namen Bella vom Helingerberg trug (benannt nach unserer Bearded-Collie-Hündin Arabella vom Helingerberg), einstweilen in der Schublade »ruhen« zu lassen. Statt im Jahr 2000, was für mich ein Jahr des Verlustes, es Umbruchs und der Neuorientierung war, mein Linny-Konzept zu überarbeiten, beschloß ich, zunächst den ersten Teil der Terra-lucida-Saga zusammenzuschreiben. Das Konzept, die Erstentwürfe, Figuren und Schauplätze usw. für dieses Fantasyepos entwickelte ich zwischen 1986 und 1988, wobei auch hier meine Mutter eine Fülle von Ideen einbrachte. Es gab also schon zahlreiche Szenen und ausdifferenzierte Handlungsstränge, dazu ein gigantisches Terra-lucida-Universum mit eigener Zeitrechnung und Evolutionsgeschichte, das ich mir nur vergegenwärtigen mußte, als ich mich Anfang des Jahres 2001 an die Arbeit machte. Zwar stand ich unter großem Zeitdruck, da mir ein Umzug bevorstand, doch brauchte ich mich nur an meinen alten Notizen und Handlungsskizzen zu orientieren, um die Geschichte »in Form« zu bringen. Und obwohl ich parallel zwei weitere Manuskripte schrieb bzw. überarbeitete, entstand die erste Romanfassung von »The Magical Maiden«, damals noch ohne die »Arenga«, in gerade mal drei Monaten.
Erst im Oktober 2005 kam mir meine »Linny« wieder in den Sinn. Es war am Geburtstag meiner Freundin Tanja, als mich ihre Tochter bat, eine Geschichte über eine Hexenschülerin zu schreiben. Shanice meinte, Harry Potter sei nun mal ein Junge, und es sei an der Zeit, die magische »Frauenpower« nach vorn zu bringen und eine Geschichte mit einer weiblichen Hauptfigur zu entwickeln. Sie gab mir auf, eine Geschichte zu erfinden, die deutlich kürzer sein müsse als die HP-Romane (, was mir am Ende natürlich NICHT gelungen ist, daher habe ich für die Geschenkfassung der Geschichte ein bisserl mogeln müssen, indem ich einige Szenen stark kürzte oder ganz herausnahm, um meine »Auftraggeberin« nicht zu enttäuschen). Als mir Shanice am 18. Oktober 2005 den Auftrag gab, eine Hexengeschichte im Abenteuerformat zu erfinden, hielt ich diese Aufgabe für nahezu unmöglich, jedenfalls in so kurzer Zeit.
Zwar hatte ich Linnys Abenteuer natürlich noch im Hinterkopf, aber die Originalkurzgeschichte war nach mehreren Umzügen nicht mehr auffindbar. Und tatsächlich fehlte mir ein wenig die Lust, die Geschichte komplett neu zu entwerfen, zumal ich viele meiner ursprünglichen Ideen aus den 80er Jahren nicht würde verwenden können, da es ja die meisten magischen Utensilien in den »HP-Romanen« nun schon gab. Andererseits war es eine Herausforderung, das ursprüngliche Konzept umzuwerfen und der Geschichte ein völlig neues Gesicht sowie einen stärkeren Mystery-Charakter (siehe Band zwei: Das Geheimnis der Madame Thyia) zu geben.
Den »Auftrag« für »Linny« bekam ich also am 18. Oktober 2005 von der damals zwölfjährigen Tochter meiner Freundin, nach der ich die Figur der »Wegie« benannte. Zu Weihnachten sollte die Geschichte fertig sein. Auf der Rückfahrt zum Niederrhein dachte ich: »Was hat sich Shanice bloß dabei gedacht? Wie soll ich das in so kurzer Zeit schaffen?« Aber plötzlich schossen mir noch während der Heimfahrt lauter Bilder und bildhafte Visionen durch den Kopf: Ich sah einen riesigen Wolf durch ein Glasfenster springen, ich sah Bilder vom Spiegelberg aus der Vogelperspektive, ich sah ein Mädchen, das auf den Händen von Priesterinnen getragen wird und vieles mehr. Und mit einem Mal kamen lauter neue Ideen für Linny, obwohl ich noch immer ernsthaft bezweifelte, in nur zwei Monaten einen ganzen Roman zustandezubringen. Ich überlegte noch ein paar Tage, bis ich mich am 22. Oktober 2005 endlich ans Werk machte, mit dem Aurum potabile zu beginnen. Und tatsächlich schaffte ich es, die frisch ausgedruckte und von einer Freundin vorlektorierte Rohfassung im Copyshop binden zu lassen und rechtzeitig zum Weihnachtsfest bei Shanice abzuliefern.
Zur Erstellung der Romanfassung mußte ich die ursprüngliche Version in der Tat stark abwandeln und erweitern, indem ich z. B. die aktuellen Veränderungen des Erdmagnetfeldes (die ja keineswegs erfunden, sondern sogar wissenschaftlich belegbar sind!) in die Geschichte einbaute. Dafür recherchierte ich auf den offiziellen Seiten von Umweltämtern und Klimaforschungsinstituten. Alle Details zu Magnetstürmen, Sonnenwinden und Polarlichtern sind also garantiert nicht erfunden, sondern ganz und gar authentisch und selbstverständlich nachprüfbar. Auch mein medizinisches Hintergrundwissen, über das ich ja in den 80ern noch nicht verfügte, floß in die Geschichte ein: So entstammen die Einzelheiten zur Behandlung von Schlangenbissen der einschlägigen Fachliteratur.
Sogar ein paar autobiographische Gegebenheiten bzw. Erfahrungen ließ ich in die Geschichte einfließen: Der Verlust eines geliebten Menschen, insbesondere der eines Elternteils, ist für einen (jungen) Menschen sehr prägend. Man hat das Gefühl, daß es für einen solch großen Verlust immer zu früh ist, und wahrscheinlich gibt es für die Trauer kein Heilmittel. Man kann nur versuchen, den Schmerz zu akzeptieren und das eigene Leben so gut wie möglich weiterzuführen, was ohne den Rat und den Rückhalt der Eltern nicht einfach ist. Das Schöne am Schreiben ist: Reale Probleme werden vorübergehend unwichtig, weil man in eine ganz und gar andere Welt eintauchen kann, was sehr befreiend sein kann.
In meinem Kopf geistern bereits viele, viele Ideen für weitere Linny-Abenteuer herum, und ich hoffe und wünsche mir sehr, Zeit und Gelegenheit zu finden, die Serie mit all ihren überraschenden Wendungen weiterzuführen und zu Ende bringen zu können …
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Wie schon bei Clockwise gab es auch zu Linny Witt diverse Testversionen, die zum einen dazu dienten, statistische Erhebungen über die Leser-/Hörereinschätzung des Buches zu bekommen. Zum anderen dienten die Testläufe zum späteren Nachweis der Entstehungszeit.
Kleine Anmerkung für AutorInnen: Das Urheberrecht entsteht zwar automatisch mit der Entstehung des Werkes (das gilt für Texte genauso wie für musikalische Kompositionen oder Bilder), das Problem ist nur: Wie weist man im nachhinein den genauen Entstehungszeitpunkt nach, wenn man das Werk nicht sofort veröffentlichen kann oder will?
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten, die mehr oder weniger teuer sind:
Wozu der Aufwand?
Ob das nötig ist, muß jeder Autor für sich selbst entscheiden. In meinem Fall ist es so, daß ich erst aus Erfahrung klug geworden bin. Zwei meiner Ghostwriting-Werke wurden unter fremdem Namen sehr erfolgreich. Damit hatte ich nicht gerechnet. Allerdings habe ich daraus gelernt, daß man Titel mit starkem Auflagenpotential nicht leichtfertig aus der Hand geben sollte. Natürlich weiß niemand im vorhinein, welches Manuskript ein Bestseller wird, aber im Zweifelsfall ist Vorbeugen besser als das Nachsehen zu haben.
Dies war das Cover zum ersten Testläufer des Audiobooks (2006).
... mir gefällt es heute gar nicht mehr :-(
Rechts:
Und das war eine Luxusausgabe von 2007 (ebenfalls nur eine Testversion, die nicht für den Handel bestimmt war).
Beide Testausgaben waren inhaltlich identisch, jedoch wurde hier eine Kurzversion des Buches aufgenommen. Daher gab es nur 6 CDs (heute sind es 8 in der vollständigen Lesung)